I n den 50er Jahren herrschte Wohnungsmangel. Der Strom der Flüchtlinge I aus dem Osten drängte in den Ballungsraum Rhein-Main, in dem es Arbeitsplätze durch den konjunkturellen Aufschwung gab. Neue Wohnsiedlungen entstanden rings um die Stadt Frankfurt. Dabei waren die Gebiete im Taunus besonders begehrt.
So entstand auch in Schwalbach der Plan, eine Wohnstadt zu bauen. Der Bürgermeister von Schwalbach, die Nassauische Heimstätte und das Land Hessen wollten ein Musterbeispiel moderner Wohnungspolitik in bauliche Form umsetzen. Es sollte eine sowohl städtebaulich und soziologisch einwandfreie als auch eine für den sozialen Wohnungsbau tragbare Lösung gefunden werden. Darüberhinaus waren die notwendigen infrastrukturellen Einrichtungen zu planen.
Konzeption und Planung
Ende 1959 wurde der bundesweit ausgeschriebene Wettbewerb entschieden. Professor Reichow, ein namhafter Städtebauer, erhielt den ersten Preis. Seinem Entwurf lagen die Ideen einer gegliederten und aufgelockerten Stadt zugrunde. Dem Neubaugebiet sollte eine kreuzungsfreie Verkehrserschließung zugrunde gelegt werden, in dem Autos und Fußwege getrennt verlaufen. Die einzelnen Hausgruppen waren raumbildend in durchgrünten Einheiten zusammengefasst und von einem Ring über Stichstrassen zu erreichen. Reichow skizzierte in der Deutschen Bauzeitung 1969 seine Idee einer stadtlandschaftlichen Gestaltung: „Gegenüber der historischen Stadt des 19. Jahrhunderts wird hier in Schwalbach die Natur in der Stadtlandschaft ein gleichwertiges Gestaltungselement neben dem baulichen".
Neben diesem Grünkonzept war für Reichow auch das Konzept der sozialen Mischung wichtig, das nahezu allen Trabantenstädten und Quartiersplanungen der Nachkriegszeit zugrunde lag. Reichow sah in seiner Stadtbaukonzeption eine Alternative zu den einseitig nach sozialen Klassen gegliederten Wohngebieten der Großstädte. Anstelle ausgesprochener Arbeiterquartiere, reicher Villenviertel oder Beamsamten Bevölkerungsquerschnitts in jeder Siedlungseinheit eine soziologisch gesunde Gemeinschaft wenigstens städtebaulich ermöglicht.
Wohnen wie im Park
Die von Reichow geschilderten Qualitäten werden von den Limesstädtern sehr geschätzt. Die Bebauung hat eine maßvolle Dichte, sie ist in Grün eingebettet, aus dem nur noch die höheren Häuser ragen. Bemerkenswert ist der Siedlungsrand, der von zwei reizvollen Bachtälern begleitet wird. Das dadurch gebildete, trennende Grünband schützt die Stadt vor den Ausfallstrassen zum Taunus optisch und akustisch gleichermaßen. Hier befinden sich die Freizeiteinrichtungen: Sportplätze, Schwimmbad, Europapark und Kleingartenanlage für die Bewohner der Geschosswohnungen.
Kennzeichnend für die Limesstadt ist besonders der Grünzug mitten durch die Stadt. Er verläuft auf dem Kamm des Gefällebruchs und verbindet den im Norden der Stadt vorhandenen Wald mit dem Einkaufszentrum im Süden. Über ein in die einzelnen Wohngebiete hineinführendes Fußgängersystem kann man gefahrlos und unbelästigt von Lärm und Abgasen der Autos zu allen wesentlichen Gemeinschaftsanlagen und Einrichtungen gelangen. Die geschilderten Grünzüge binden die Limesstadt harmonisch in die Taunuslandschaft ein und sind ein Qualitätsmerkmal, das es zu schützen und zu pflegen gilt. Insgesamt hat sich die Wohnstadt Limes in den 50er Jahren als „Modell einer organischen Stadtlandschaft" bewährt und ist inzwischen beliebter Wohnort geworden. Die meisten Mehrfamilienhäuser sind inzwischen instandgesetzt worden. Ihre Qualität entspricht wieder der von Neubauten mit guten Grundrissen. Durch die hochgewachsenen Bäume stehen sie inzwischen wie in einem Park.
Wie alle Siedlungen der Nachkriegszeit, in der Fachwelt lange Zeit kontrovers diskutiert, präsentiert sich Schwalbachs größter Stadtteil als eine geschlossene Wohnsiedlung mit guten Gemeinschafts- und Versorgungseinrichtungen in aufgelockerter Bauweise, in der Maßstäblichkeit, Überschaubarkeit und das Grün eine zentrale Rolle spielen. Dazu kommen die guten Straßenverbindungen zu den Autobahnen und der Anschluss an das S-Bahnnetz in dem jüngst umgebauten und ansprechend gestalteten Bahnhof.
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